…und deren Folgen

Einige Ereignisse rund um das Thema Kraftstoff und Vergaser haben uns in letzter Zeit sensibilisiert und zu folgenden Erkenntnissen, Vermutungen bzw. Schlussfolgerungen kommen lassen.

1. Eine deutlich ansteigende Zahl von Problemen im Bereich Kraftstoffsystem und Vergaser:

  • vermehrt verschmutzte und verstopfte Leerlaufsysteme
  • vermehrt verschmutzte Tanks und Kraftstofffilter
  • vermehrt Beschwerden über Kraftstoffgeruch durch poröse Verbindungsschläuche am Tankstutzen, Tankentlüftung, verhärtete Vergaserdichtungen, O-Ringe und Pumpenmembrane.

Wir haben dabei wirklich versucht, die normalen Verschleißreparaturen von der übrigen Menge der Fälle zu trennen. Die Zunahme der Probleme stimmt allerdings bedenklich.

2. Zweimal ist es schon passiert, dass ein Motor den Probelauf nicht lange absolvieren wollte. Jedes mal lief der Motor plötzlich nicht mehr bzw. sprang nicht mehr an. Zu viele offene Ventile nach dem Entfernen der Ventildeckel bzw. krumme Stößelstangen und Schutzrohre kündigten nichts Gutes an. Es waren aber nicht zu stramme Ventilführungen oder sonst etwas mechanisches, was dazu geführt hat, dass die Ventile fest hingen. Nach der Teilzerlegung der Zylinderköpfe stellten wir fest, dass eine äußerst klebrige Substanz, fast wie eine Beschichtung, zu dem Problem geführt hat. Nur unter schweren Bedingungen und teilweise mit roher Gewalt ließen sich die Ventile aus den Köpfen entfernen. Die Reinigungsarbeiten bzw. das Entfernen der Beschichtung war äußerst mühselig. Nach Kontrolle der Tanks, einmal war es der Tank unseres Motorprüfstandes und beim zweiten Mal der Tank eines Kundenfahrzeuges, bestätigte sich der Verdacht. Der Kraftstoff war Schuld.

Diese Fälle haben zu Überlegungen und Diskussionen geführt. Und neben einigen Vermutungen kamen auch handfeste Tatsachen zu Tage.

Verschmutzungen in Erdtanks von Tankstellen hat es schon immer gegeben. Unter ungünstigen Bedingungen gelangen die auch schon einmal in den Autotank. Tanks, die längere Zeit stehen und nur zum Teil befüllt sind, können innen rosten. Diese Partikel gelangen trotz Benzinfilter bis zum Vergaser, weil die Papierfilterchen nicht wirklich perfekt sind. Aber die Probleme traten nie in der Häufigkeit der letzten zwei bis drei Jahre auf.

Unser Verdacht bestätigte sich, nach dem man hin und wieder von geänderten, aggressiveren Kraftstoffen gelesen hatte, hauptsächlich bedingt durch geänderte Additive und Beimischungen, wie z.B. auch Biokraftstoff bzw. Ethanol. Auch die Aussage eines Lieferanten für Vergaserdichtsätze, dass er auf Dichtungen und Gummiteile keine Garantie mehr geben könne, wenn Super Plus Kraftstoff im Spiel ist, gab der Sache neuen Zündstoff.
Tatsächlich ist unser Kraftstoff aggressiver geworden. Dadurch werden die Dichtungen schneller brüchig, härtet Gummi schneller aus. Aber es entsteht auch schneller Korrosion, speziell durch die Biokraftstoff-Beimischung. Das wiederum macht die Tanks noch angreifbarer, macht lange Standzeiten bzw. Lagerzeiten von einmal benutzten Vergasern problematischer, weil auch hier die Korrosion schneller unrettbaren Schaden anrichtet.

Aber der Kraftstoff ist auch weniger lagerstabil als früher. Das heißt, er verliert seine Zündwilligkeit früher. Fälle wie einen Scheunenfund, der auch nach jahrelanger Standzeit nach mehrmaligem Pumpen und Starten anspringt, gehören bald der Vergangenheit an.
Viel schlimmer aber ist, dass der Kraftstoff schneller verharzt. Das war der Grund für die beiden Ventilklemmer. Ursache war jedes Mal ein alter Kraftstoff, der so stark verharzt war, dass er in Verbindung mit Wärme und mechanischer Beanspruchung eine solche Beschichtungswirkung und Klebekraft erzeugen konnte.

Der Kraftstoff wird unter ungünstigen Bedingungen und bei langer Lagerdauer sehr zähflüssig, fast honigartig. Das kann neben den oben beschriebenen Extremfällen auch zu banaleren Problem wie klemmenden Schwimmernadelventilen oder verharzten Benzinpumpen führen.
Und die Probleme werden unter Umständen schlimmer. Was ist, wenn das heroische Vorhaben der deutschen Politik als CO2-Emissions-Vorreiter durchgesetzt wird und die 10 %ige Biokraftstoff-Beimischung kommt? Dann müssen alle Oldtimer Super Plus tanken. Mal von den Mehrkosten abgesehen. Was ist mit dem „mehr Ärger“? Wir hoffen, dass die Fachmagazine sich diesem brisanten Thema bald annehmen werden.

Was können wir tun?

Viele Maßnahme helfen, die Probleme zu minimieren:

  1. Vor längeren Fahrzeug-Standzeiten Tank unbedingt richtig voll machen.
  2. Wenn es geht, ein Kraftstoff-Additiv beifügen, dass die Wasseraufnahme im Kraftstoff-System verhindert und korrosionshemmende Eigenschaften besitzt. Fragen Sie uns. Wir führen unter dem Stichwort „Benzinzusatz“ das geeignete Produkt.
  3. Keine Kraftstoffe von älteren Stand- oder Schlachtautos verwenden.
  4. Vergaser oder kraftstoffführende Teile nur mit entsprechender Korrosionsvorsorge (Sprühöl, Korrosionsschutzöl oder ähnliches) lagern.
  5. Kraftstofffilter regelmäßig tauschen und Tanks sporadisch innen auf Verschmutzungen hin überprüfen. Der Wechsel auf einen besseren „Einspritzfilter“ hilft häufig sehr wirksam gegen Vergaserverschmutzung (verstopfte Leerlaufdüsen oder Leerlaufsysteme) und dem damit verbundenen unrunden Leerlauf bzw. dem Motorabsterben bei niedriger Drehzahl.
  6. Möglichst hochwertige Qualität kaufen, wenn es um Teile für das Kraftstoffsystem geht, egal ob es um Filter, Pumpen, Vergaserdichtsätze, Benzinschläuche oder andere Gummiartikel geht.
  7. Das Thema evtl. in Old- und Youngtimer-Magazine bzw. der Tagespresse aufmerksam verfolgen und ggfs. Verbesserungsvorschläge umsetzen.